Meine gesammelten Eindrücke

 

 

Mit über 400 Ausstellern aus 36 Ländern gilt die Venus als größte internationale Erotikmesse. Also klar, dass ich mir das auch mal anschauen will. Mit guter Laune und der Aussicht auf einen ereignisreichen Tag fuhr ich mit Pia zum Berliner Messegelände. Geprägt wurde das Bild durch freizügige Menschen, die allesamt ihren Hang zu diversen Fetischen an diesem bunten Ort natürlich wunderbar ausleben konnten. Unter Gleichgesinnten mit einem offenen Wesen gegenüber jedermann fühlt man sich hier besonders wohl. Dieses Gefühl zog sich übrigens durch den kompletten Tag und erfüllte uns mit einem glücklichen Sein.

Nach ein paar intensiven Momenten des Innehaltens am Wochenende schreibe ich nun über meine Wahrnehmung von der Berliner Erotikmesse. Beginnen wir also die Reise und führen euch gedanklich mit durch unseren Tag auf der Venus.

Farbenfroh, laut, wild! Von Anfang an hämmerten uns enorme Impressionen auf allen erlebbaren Kanälen durch die Sinne. Dennoch war ich froh, dass wir einen entspannten Rundgang gewählt haben. Denn zur Mittagszeit an einem Donnerstag war es noch vergleichsweise ruhig. Unsere erste Anlaufstelle fand sich beim sehr sympathischen Thüringer Weinhändler »Graf von Rüdesheim« wieder, der uns direkt eine Kostprobe einschenkte und ein wenig vom Leben plauderte. Seine Devise: Sex und Wein unabdingbar! Dies war übrigens nicht der einzige Weinstand auf der Messe, insgesamt zählte ich drei auf unseren Wegen. Wenn man also wollte, könnte man ein paar angeheiterte Stunden auf der Messe verbringen.

Den nächsten Halt machten wir bei der amerikanischen Firma »Lamourouse Liberator«, die sich auf diverse Polster spezialisierte. Decken, die absorbierend gegenüber jeglichen Flüssigkeiten wirken, eine gemütliche Sitzgelegenheit mit integriertem Dildo und sogar eine »Spanking Bank«. Da kann sich Frau/Mann mittels eines 2-Stufen-Systems drüberbeugen und ganz entspannt ausgepeitscht werden, ohne raue Knie zu bekommen. Die »Spanking Bank« ist übrigens ein Bestseller in den USA.

In der »Kinky Venus« erlebten wir aufregende Bondage Shows mit Wachs, Ketten; diverse Folterstühle, Käfige, alles in einer schummrigen Atmosphäre. Der Show Bereich war im Vergleich enorm laut und aufregend, Highlights waren Liveshows zum Anfassen und 3D-Brillenerlebnisse, die dem Zuschauer ein Gefühl geben hautnah dabei zu sein. Gummipuppen mit Echtheitscharakter für einen Preis im 1000-stelligen Bereich waren auch dabei.

 

Unsere Reise endete bei den Ausstellern »Mystim«, die uns von ihrem Keuschheitsgürtel, eine Art »Penisring« erzählten, der uns direkt ins Auge sprang. Ein Käfig in einem Käfig sozusagen, denn dieses Design schwebte wie ein kleiner Vogel in einem eisernen Gestell und erweckte so unsere Aufmerksamkeit. Wenn Mann mag oder gar keine Wahl besteht, kann dieses kleine Detail sogar mit Reizstrom den kleinen Freund unter Kontrolle halten.

Die Venus hinterließ einen bleibenden Eindruck und ich stellte mir viele Fragen, die am Ende auf eins hinausliefen: Menschen wollen fühlen, Dinge ausprobieren und offen bleiben. Experimentieren, wenn die eigene Beziehung im Alltagstrott versauert; sich einen besonderen Kick holen und stets neugierig bleiben.

Wie offen bist du? Hast du schon einmal überlegt mit deinem Partner Grenzen zu überschreiten oder dich selbst anderen, neuen Erfahrungen auszuliefern? 

Was mich betrifft: Ein intensives Gefühl von Kuscheln überkam mich nach diesem Tag auf der Erotikmesse. Wahrscheinlich wurde ich übermannt von zu viel Sex und schnellen Gelegenheiten, die ich gar nicht als negativ bewerten will, aber dennoch merkte ich auch hier erneut, wie wir unserer Zeit immer schneller zuvorkommen.

Mittlerweile gibt es alles, was man sich vorstellen kann und die Maschine ersetzt den Mensch spielend leicht. Letztens sah ich eine Dokumentation über Tokio und die Liebe. Ein Roboter löst die wahre Liebe ab und hat bereits den Weg zum Traualtar gefunden. Die Männer dahinter waren allein und hatten Angst vor einer erneuten Enttäuschung in einer Beziehung, die sich dem Ende neigt. Also wählten sie »LovePlus« mit einer virtuellen Freundin namens »Rinko.«. »Rinko« ist ein sprachgesteuertes Computersystem und bleibt für immer. Sie verlässt niemanden und schenkt einem auf der vermissten Ebene ein Stück weit Beständigkeit. Werden wir uns also in Zukunft eher auf einen Computer verlassen, der so einfach Befriedigung ersetzen kann, und verabschieden wir uns mehr und mehr von wahrer menschlicher Nähe?

Zumindest hat dieser Messebesuch wieder neue Erkenntnisse in mir hervorgerufen. Egal, wie viele bezahlte Dates ich schon wahrgenommen habe, Gefühle werden mich dabei immer begleiten und auf ein soziales Miteinander könnte ich niemals verzichten.