Viktoria
Meistens versuchte Viktoria wach zu bleiben, nur all zu oft gelang ihr das irgendwie nicht. Sie verschwand in Tagträumen und vermischte sie mit ihrer Realität. Es viel ihr schwer, sich zu konzentrieren. Schon früh erkannte sie, dass sie sich von den Anderen unterschied. Sie reagierte höchst sensibel auf ihre Umwelt, nahm Gerüche, Töne und Berührungen wahr, die niemand riechen, hören oder spüren konnte. All das wurde Viktoria manchmal zu viel, sodass ihr von einem Moment auf den nächsten die Tränen aus den Augen schossen. Sie konnte es nicht erklären, sie verfiel in eine stetige Melancholie auf das Leben, die Menschen, die Natur und das Sein. Trotz der selbst auferlegten Isolation ließ sie einzelne Menschen in ihr Herz und beschloss zusammen mit ihrer besten Freundin Mia eine Wohnung zu suchen.
Mia und Viktoria sind seit ihrer Kindheit unzertrennlich. Mia versteht Viktorias Sehnsüchte, ihre Trauer, ihre Wut, die Stagnation, während sich die Welt in ihrem natürlichen Rhythmus weiterdreht. Viktoria hingegen bewundert Mias Stärke, ihre Extrovertiertheit, ihre Art sich dem Leben zu stellen, ohne Angst, ohne Zweifel. Zusammen sind sie das perfekte Paar und niemand könnte diese tiefe Verbundenheit jemals trennen. Manchmal ruht Viktoria mit ihrem roten Schopf in Mias Schoß und lässt sich die Haare kämmen. Sie liebt den süßlichen Geruch, der ihre Nasenflügel belebt. Es ist der unbezwingbare Duft von Liebe. Dann streichelt sie Mias Geschlecht oberhalb des Kleides, ganz behutsam, ganz selbstverständlich. Mia genießt ihre Berührungen und kämmt unaufhörlich Viktorias rote Strähnen.
Viktoria erinnert sich genau an diese Situationen, wenn Mia mit den Fingerspitzen durch ihre Haare kämmt. Sie blickt in ihre dunklen runden Augen in den Barockspiegel des gemeinsamen Badezimmers und fragt sich, ob sie jemals für eine andere Frau so viel Begehren empfinden könnte, wie für Mia. Etwas hat sich verändert. Ihre Sommersprossen verschwanden mit Einzug des Winters und ihre Stimmung verharrt seitdem in ständiger Niedergeschlagenheit. Sie vermisst die Natur von Bibury und die Wollspeicher in der Arlington Row. Sie vermisst die Streicheleinheiten von Mia. Seitdem sie in Berlin ein Apartment bezogen und dem englischen Dorf den Rücken zugekehrt haben, hat sich Mia hemmungslos ihren Gelüsten hingegeben. Viktoria verfolgte das dramatische Geschehen, von Männern, wie sie ein und ausgingen, wie Herzen gebrochen wurden, um sich dann wieder in Ekstase zu vereinen. Mia brauchte dieses Unbeständigkeit, um sich lebendig zu fühlen. Nur Viktoria könnte sie niemals verletzen, das war die einzige Konstante, auf die sie sich verlassen wollte.
In dieser Nacht rollte sich Viktoria von einer Seite auf die nächste. Die Lustgeräusche von Mia und ihrem neuen Liebhaber waren so laut, so verführerisch, dass sie aufwachte und beschloss, leichtfüßig wie eine Ballerina auf Zehenspitzen zu ihrem Zimmer zu tanzen. Sie stoppte an der angelehnten Tür, die Mia extra immer einen Spalt offen ließ, damit Viktoria zusehen konnte. Viktoria stand mit ihrem seidenen Nachthemd da und schaute nur vorsichtig mit ihren großen runden Augen auf das Geschehene. Sie sah die Rückenansicht eines durchtrainierten Männerkörpers mit einem riesigen Drachentattoo, welches sich bis zu seinem Po ausbreitete. Sie sah Mias gespreizte Schenkel und wie der stolze Männerkörper immer tiefer und härter in sie eindrang. Sie sah, wie er seine Hüften von links nach rechts bewegte, um ihr Geschlecht ganz auszufüllen. Sie sah, wie er mit den Fingern ihre Klitoris massierte, um sich dann die Finger in den Mund zu stecken. Sie sah, wie er seine Finger mit Speichel benetzte und sie dann wieder zu Mias Klitoris führte. Sie beobachtete, wie er mit heftigen Kreisen Mias Klitoris bearbeitete und dabei tiefer seinen Schwanz in ihre Vagina schob. Sie beobachtete, wie Mia vor Vergnügen leise stöhnte, so leise, dass es nur Viktoria wahrnehmen konnte. Sie spürte, wie viel Lust es Mia bereitete auf diese Weise genommen zu werden und sie spürte, wie sie dabei an Viktoria dachte.
Die beiden Freundinnen schauten sich an, während der Mann ihre Klitoris massierte und sein Schwanz immer tiefer in sie hineinglitt. Sie blickten in zutiefst erregte Gesichter. Mia mit ihren rosigen Wangen, den vibrierenden Lippen, dem seufzenden Blick, war noch nie schöner, dachte Viktoria. Viktoria mit ihren gespreizten Beinen und dem seidenen Nachthemd, unter dem ihre Finger verschwanden, war noch nie schöner, dachte Mia. Mia krallte heftig ihre Fingernägel in den Rücken seiner schwitzenden Drachentätowierung, die auf einmal so lebendig wirkte, durch die kreisende Bewegung seines Oberkörpers nahm der Drachen eine dreidimensionale Form an und bekam eine äußerst majestätische Haltung. Dann streichelte der Mann Mias blonden Schopf und kämmte behutsam ihre Haare. Genau in diesem Augenblick erreichte Viktoria ihren Höhepunkt. Sie konnte den Zustand völliger Erregung nicht mehr halten, als sie sah, wie der Mann die Haare ihrer Freundin streichelte. Sie dachte an die vielen Momente, als sie mit ihrem Kopf zwischen Mias Beinen ruhte und der vertraute Duft von Süße ihre Nasenflügel durchströmte. Sie kam leise und zuckte sanft. Mia beobachtete, wie sich Viktorias Blick veränderte, wie eine bekannte Melancholie innehielt und wie ihr seidenes Kleid feucht wurde. Genau zwischen ihren glühenden Schenkeln bildete sich ein rundlicher Fleck und sie zog die feuchten Fingerspitzen hervor. Genau in diesem Augenblick kam Mia, während der Mann seinen Rhythmus verlangsamte und sein pochendes Glied erneut in sie einführte. Mia dachte an die vielen Momente, als Viktoria in ihrem Schoß ruhte. Als sie Mias Geschlecht oberhalb der Kleidung berührte und wie ihre Finger dabei zärtlich vor Freude rotierten.
Ihre Blicke verrieten Zuversicht und die Gewissheit, dass niemand diese starke Verbindung zwischen ihnen trennen könnte. Lächelnd verabschiedeten sich die beiden Freundinnen für diese Nacht. Mia befreite ihre Fingernägel von dem Männertorso und der Drache sank erschöpft zwischen Mias weit geöffnete Schenkel auf die weißen Laken. Er wurde besiegt und schnaufte ein letztes Mal auf, während sich seine glühenden Augen für immer schlossen.