Intro
Hingabe: Eine starke innere Beteiligung, die über Verstand und Vernunft hinausgeht und diese nachhaltig übersteigt.
»D., wie ich mich dir unterworfen habe, wie ich alles für dich getan hätte, ohne Zweifel, ohne Misstrauen. Ich war deine devote Sklavin. Nackt auf allen Vieren krieche ich zu deinen Füßen und lechze nach Aufmerksamkeit, mit der Hoffnung, dass dieses Spiel nie zu Ende geht.«
Um diese Geschichte wiederzugeben, muss ich etwas ausholen und begebe mich dazu in 3 verschiedene Rollen. »Blonde«, »Red« und »Black«, bezeichne ich in diesem Zusammenhang als meine Persönlichkeiten, die sich in dem Prozess einer unterwürfigen Geliebten stark verändern. »Der Maler und die Muse« wird zu einer Trilogie. Ich beginne erst im nächsten Teil von »Blonde« zu erzählen. Als »Blonde« den Maler D. kennenlernte, war sie unerfahren und hat sich blind auf ein neues Abenteuer eingelassen. Später entwickelt sich die Figur zu einer rebellierenden Frau, die mit Enttäuschung und Verlust zu kämpfen hat. 3 Rollen, drei verschiedene Persönlichkeiten, die alle zu mir gehören.
D. trat in mein Leben und blieb, auch wenn nicht physisch, an dieser Erfahrung hatte ich lange zu knabbern und denke auch heute noch viel darüber nach. Alles begann mit dem Bedürfnis erotische Fantasien zu teilen, ich war ihm von Anfang an verfallen. Da war so eine gewisse Macht schon beim Schreiben spürbar. Als Mann hat er mich einfach wahnsinnig fasziniert. D. ist Mitte 40, ein amerikanischer Maler und sehr attraktiv. Ich erinnere mich an sein markantes Gesicht, dunkle Augen umrahmt von buschigen Augenbrauen. Ich erinnere mich an seinen durchtrainierten Körper, eine Ästhetik wie aus einem Anatomiebuch sowie an seine Hände, die mir einige lustvolle Augenblicke bescherten; eine dominante Ausstrahlung, die ich so noch nie zuvor erlebt habe. Normalerweise waren Männer mir gegenüber immer etwas scheu oder unsicher. D. ist kontrolliert in allem, was er tut, souverän, eine magische Aura spüre ich in seiner Gegenwart. Er war sich dieser Ausstrahlung bewusst und hatte in mir eine echte Herausforderung gefunden. Ich denke, im Nachhinein haben wir beide nicht gewusst, worauf wir uns eigentlich einlassen. Zwei starke Persönlichkeiten knallen aufeinander, die Rollen waren in ihrem Ursprung verletzt, Wut füllt den Raum.
Beim Betrachten seiner Kunst überkam mich ein düsteres Gefühl. Nackte, ausgemergelte Frauenbilder stehen in Kontrast zu wilden Tieren, die sich gegenseitig zerfleischen. Blut, zerfetzte Gebilde und leere Gesichter von Huren bilden Mittelpunkt seiner Ölgemälde, die in Plakatgröße weitaus imposanter wirken. Sämtliche Körperflüssigkeiten spritzen verachtend auf niedere Objekte. D. mochte das Gefühl zu beherrschen, auf Gegenteiliges reagierte er überhaupt nicht. Wenn man sich ihm nicht unterwarf, verlor er Interesse. Alles was ihn interessierte war Macht zu kreieren und diese auf animalische Art und Weise auszuleben. Starke Persönlichkeiten reizten ihn. Diese zu brechen, sich ihm zu unterwerfen, das bescherte ihm ein Hochgefühl, einen einsamen Orgasmus, denn ich war nur selten dabei.
Ich erzähle diesen Auszug aus meinem Leben, um zu verarbeiten, um abzuschließen, nach vorne zu schauen. Aber auch, weil ich nun bereit bin, das Erlebte mit genügend Abstand, positiv zu betrachten, ein weiter Weg. Vielleicht kennt ihr das auch: Man trifft jemanden und diese Beziehung entwickelt sich anders, als man es sich gewünscht hat. Dann bleiben nur noch Schmerz und Enttäuschung übrig. Man fragt sich, was der Grund für diese Begegnung war, bis irgendwann alles einen Sinn ergibt. Ich würde sagen, dass ich zum ersten Mal in meinem Leben erfahren habe, was bedingungslose Liebe auf der körperlichen Ebene bedeutet. Sich komplett fallen lassen, einer Person alles anzuvertrauen, ohne Angst vor Scham. Ich rede hier von Bestrafung wie Auspeitschen, Fesseln, Schläge; Privatsphäre aufgeben wie unter Beobachtung urinieren, den Körper ständig zur Verfügung stellen auch in unangenehmen Situationen; aber auch Zuneigung, wie man es aus gewöhnlichen Beziehungen kennt, zusammen einschlafen, küssen. Leidenschaft war das Zentrum dieser Macht und ich sein Lustsklave.
»Blonde«, »Red« und »Black« durchlaufen einen Prozess von Begierde und Schmerz. Die Beziehung zwischen D. und meinen 3 inszenierten Rollen, die eigentlich klassisch auf eine dominante / unterwürfige ausgerichtet war, verliert sich in einem dunklen Sein. Ein erotisches Spiel mit dem Feuer.
In den erschaffenen Figuren steckt immer eine starke Persönlichkeit, die sich sehr verwundbar macht und später nicht mehr loslassen will. Obsessiv klammert sich ein Teil von mir an diese Kraft, die sich wie Liebe anfühlt. Mein Master wird mein Verhängnis. Wie kann man etwas, dass so stark ist, einfach loslassen? Er hat ein Spielzeug in mir gefunden und meine Aufmerksamkeit in jeder freien Minute gefordert. Diese Beziehung wurde für mich zu einer echten Abhängigkeit, die am Ende alles von mir abverlangte.
Für D.: Ich wünsche, wir werden anders sein, wenn wir uns irgendwann wieder begegnen.
-There will be time, there will be time, to prepare a face, to meet the faces that we meet again.-