The Black Umbrella Society

 

 

Beziehungen sind ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens, die uns glücklich, aber auch traurig machen können, manchmal sogar mit derselben Person, am selben Tag. Auslöser spielen viele Faktoren, wie die Veränderungen in unserer Gesellschaft, dem Zugang zur modernen Technologie, einer längeren Lebensdauer und mehr. Wie werden Beziehungen in der nahen Zukunft aussehen? Und wie passen diese Beziehungsmodelle zu unseren eigenen persönlichen Bedürfnissen nach Wachstum und Lebenserweiterung? Wie können wir glücklicher sein mit den Menschen, die uns umgeben und den traditionellen Werten, die wir auferlegt bekommen haben? Sind wir überhaupt für die Monogamie geschaffen, gibt es nur einen Seelenverwandten für uns da draußen?

Mit dem Meet-up »The Black Umbrella Society« eröffnet Mark Turrell unterstützt von Pia Poppenreiter jeden Monat eine heiß diskutierte Gesprächsrunde. Dabei geht es um wissenschaftliche Erkenntnisse, Statistiken, persönliche Erfahrungen sowie verschiedene Beziehungsmodelle, die funktionieren können.

Ich war dabei und berichte in diesem Artikel über Ideologien, Offenbarungen und Projekte, die weiterführend eine ganz neue Richtung annehmen, um den typisch traditionellen Generationshaushalten mit dem konservativen Bild über funktionierende Beziehungen, wie wir sie kennen, entgegenzutreten, angesichts der Tatsache, dass die Hälfte der Ehen heute in Scheidung endet und die Betrugsrate bei geschätzten 25% liegt.

 

Ein Luftschloss wird Realität:

In der gestrigen Runde des Meet-ups: »Warum nur einen Partner wählen? Lasst uns Poly und andere Ansätze untersuchen«, brachte Pia die Teilnehmer mit ihrem Schlossprojekt zum Nachdenken.

Stellt euch vor: Ein Schloss und über 3 Generationen leben darin. All die typischen Moralvorstellungen bleiben vor der Tür. Wie erklärt ihr den Kindern, die dort zukünftig leben, wie die Erwachsenen ihre Beziehungen gestalten?

Eine Frage, die die Gruppe kurz innehalten lies und dennoch kein unbekanntes Konzept darstellt, wenn man sich all die Kommunenkonstellationen aus der Vergangenheit sowie Gegenwart vorstellt. Schon immer gab und gibt es vereinzelte Individuen, die sich gegen das System stellen, um sich ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu errichten. Eine Wohngemeinschaft, in denen Menschen verbindlich zusammenleben und die Partner frei wählen. Wachsen Kinder, die eine stabile Gemeinschaft unter einem Dach erleben, nicht gesünder auf? Ob es sich dabei um eine traditionelle Verteilung von einer Mutter- und Vaterrolle handelt oder nicht. Denn schließlich zählt die Trennung der Eltern zu den prägendsten Erfahrungen im Leben eines Kindes.

 

Neue Konzepte für die Wahrhaftigkeit in Beziehungen:

Die Gesellschaft ist richtungsweisend in Bezug auf Beziehungen als Paarverbindungen und die traditionelle Eheschließung ist in vielen Ländern lebendig und gut. Doch, was passiert, wenn wir offener, ehrlicher sind und darüber nachdenken, ob Menschen wirklich nur paarweise miteinander auskommen sollten und dazu spezielle Erfahrungen besitzen, die mehr Dimensionen haben, auch physisch und psychisch? Unsicherheiten in unserer Gesellschaft prägen unsere Denke von klein auf. Eine emotionale Verantwortung kann man bereits aus all den Filmen ableiten, die unsere Kindheit und Jugend eine Form geben. Betrügen ist verboten, es geht um ehrliche und offene Kommunikation, aber was ist, wenn die Furcht gegenüber dem Partner so groß ist, dass ehrliche Offenbarungen nicht mehr stattfinden? Weil wir aus unserer Vergangenheit das Bewusstsein erlangt haben, das Sex nur innerhalb einer Partnerschaft stattfinden soll und eigentlich sowieso nur zur Arterhaltung dient? Dann beginnt Betrug und endet mit dem heimlichen Ausleben sexueller Begierden.

Viele abweichende Beziehungskonzepte ermöglichen eine dauerhafte Konstellation auch außerhalb des 0815-Schemas, das ist Tatsache. Eine Verbindung als »Freunde mit gewissen Vorzügen«, beispielsweise, etabliert sich in unserer modernen Gesellschaft mehr und mehr. Freundschaften bleiben erhalten, Freundschaften gewinnen an Wert im Vergleich zu klassischen Beziehungen. »Partners in Crime«, ein Titel, mit dem sich viele Menschen besser identifizieren können und sich so den traditionellen Modellen einfach entziehen.

Warum?

Der Begriff »Liebe« wird überbewertet und wirkt gleichzeitig angstmachend. Aber Liebe in verschiedenen freundschaftlichen Konstellationen als wahrhaftig anzunehmen, entschärft die ganze Situation. Wieso sollten wir also nur dann in der Lage sein in einer typisch geführten Rollenverteilung, wie wir sie auferlegt bekommen haben, Glück zu erfahren? Nimmt uns das nicht am Ende die Freiheit wirklich aufrichtig lieben zu können?

 

Ein komplexes Themengebiet, welches meiner Meinung nach viele Fragen offen lässt und individuell betrachtet werden muss. Die »Black Umbrella Society« Events werden angesichts dieser Komplexität wahrscheinlich nie enden und immer neue Denkanstöße liefern. Das nächste Meet-up findet übrigens am 22. November 2018 statt und befasst sich mit dem Thema: »Beziehungsregeln«, für all diejenigen, die in ihrer monogamen Beziehung gewisse Freiräume schaffen wollen, und generelle Spielregeln, die zu einer aufregenderen sowie glücklicheren Partnerschaft führen können.

Ich für meinen Teil werde mich immer irgendwo dazwischen bewegen. Für die Konservativen bin ich nicht konservativ genug und für die Wilden bin ich nicht wild genug. Ich glaube an aufrichtige, vielschichtige Liebe, die Grenzen überschreitet, die mit Menschen, die wir in unser Herz lassen, Erfüllung bringt und Leben bereichert. Ich glaube nicht an einen Alltag, der sich nur in einem Schlafzimmer ausführen lässt, da am Ende der Kern unseres Seins, sich auf die Autonomie konzentrieren muss und die individuelle Note, nur dann an Wert gewinnt, wenn wir uns zurückziehen können, einen Raum kreieren, der für uns allein bestimmt ist. Ich hoffe auf eine Zukunft, in der Menschen wieder bereit sind, ihre verletzlichen Seiten zuzulassen, ihre Enttäuschungen nicht auf den nächsten potenziellen Partner übertragen und mutig sind mehr zu riskieren.