-Black-

»Ist alles in Ordnung? Geht es ihnen gut?«, fragt eine Stimme aus der Dunkelheit. »Black« schaut auf; eine Bank im Regen, ihre kurzen schwarzen Haare durchnässt von bitterer Gewissheit, die sie auf einmal in die Realität zurückbringt: Hier auf dieser Bank, im Regen. Sie sitzt dort, taub, ohnmächtig. Sie spürt nicht den Regen auf ihrer Haut, sie spürt überhaupt nix mehr. »Was?«, antwortet »Black«, als sie nach oben schaut und nur die Silhouette einer Figur erkennt. »Kann ich irgendwie helfen?« Der Mann beugt sich über sie und schenkt ihr ein Stück seines Regenschirmes. »Was ist denn passiert?«, fragt er sie. Ja, was ist eigentlich passiert? »Black« versucht sich zu erinnern.

Es war der letzte Abend, die letzte Begegnung zwischen »Black« und D., die so heftig eskaliert ist. Ein Jahr ist bereits vergangen und ständig waren sie irgendwie in Kontakt. Manchmal war sie bei ihm im Studio, dann malte er sie zu der Musik, die sie mitbrachte und nichts passierte. Manchmal traf sie ihn in seinem Apartment, dann spielte er mit ihr auf seine Weise, anschließend badete er ihren geschändeten Körper. Manchmal kam sie nur für seine Genugtuung, um später frustrierend nach Hause zu gehen. Lang hatte sie auf ihn gewartet. Er hat es ihr versprochen, sie damit hingehalten. Er wollte mit ihr schlafen, hat es jedoch nie getan. »Black« konnte das nicht akzeptieren, sie wollte es erneut provozieren.

 

Monate gingen ins Land und ihre regelmäßigen Treffen wurden weniger. Für »Black« hat sich nichts verändert, sie war immer noch verrückt nach D´s Berührungen, sie verstand ihn als ihren Geliebten. Sie hat sich verliebt und wollte genauso weitermachen wie bisher, zusammen als Paar. Einzig ihre Fantasien haben sich verschoben. Mit ihm würde sie sich wohlfühlen, mit ihm könnte sie sein. Sie erinnert sich an bestimmte Situationen, in denen sie vor ihm kniete, in denen sie versuchte ihn für sich zu gewinnen: »No one will love you the way I do.« D. hat schon lange gewusst, das es so nicht weitergehen konnte. Ihre Stärke hat überhandgenommen und er konnte ihr nicht mehr gerecht werden. Sie suchte etwas Anderes, er war dazu nicht in der Lage. Sie war zu bestimmend und wurde wütend, wenn er sich zurückzog.

An diesem Abend ist »Black« bei ihm zu Hause. Sie liegen auf der Couch, trinken Wein, so wie es Paare tun. Sie ruht auf seinem Bauch, im Rhythmus seiner Atmung fühlt sie sich wohl, sie leckt seine schweißgetränkten Achselhaare durch das Shirt, küsst seine Ohrläppchen. D. mag es, das sie ihn nimmt, wie er ist; seinen Geruch, wenn er nicht geduscht ist, er lächelt zufrieden und hält sie fest. »Black« steht auf und entkleidet sich vor ihm. Langsam lässt sie ihr Seidenkleid zu Boden fallen, er genießt diesen Anblick. Darunter trägt sie nur noch sinnlich, schwarze Strapse sowie passende, halterlose Strümpfe. D. mustert sie, er zieht sie zu sich heran und streichelt ihre Brüste. Sie sind perfekt in ihrer Form, in ihrer Weichheit, denkt er sich.

Sie setzt sich zwischen seine Knie. »Fill me!«, seufzt sie sehnsüchtig in sein Ohr, während ihre schwarz geschminkten Augen seine treffen. Sie öffnet seine Hose, er zieht ihre Hand zur Seite. »You know that I don´t do that, so just leave it.« Die Stimmung verändert sich. »Black« wird wütend. »Why you don´t let me?«, »Listen, this is not how it goes, you demand and I don´t like that. I am the one who tells what´s happening next.« Er schaut zu ihr nach unten mit einem strengen Blick, der sie antörnt. Mit diesem Blick hat er schon einiges in ihr bewegt. Sie versucht, seine Hose erneut zu öffnen. Er schlägt ihre Hand zur Seite und zieht sie an den Haaren zu sich. Er umschließt ihr Gesicht, schaut ihr dabei tief in die Augen. »You want to make me angry, you want it hard? Is that what you want?«, sie lächelt ihn an mit einem düsteren fast sarkastischen Grinsen, welches D. zum Ausrasten bringt. Er hat schon zu lange ihre Eskapaden beobachtet und war schon zu lange ihr Spielzeug, etwas was er unmöglich akzeptieren konnte. »Black« war nicht die naive unterwürfige Sklavin, die er sich gewünscht hat, es war «Blonde«, die ihn begeisterte. »Blonde« stellte keine Fragen, »Red« war Leidenschaft pur, »Black« hingegen verlangt permanent.

»You don´t demand anything of me anymore!«, brüllt er, während er sie am Arm packt und auf den Balkon zerrt; Dunkelheit, Regen, einzig der Mond spendet Licht. Er beugt sie über das schmale Geländer. Weit oben aus dem 5. Stock kann sie nicht viel erkennen, außer den hellen Mond, der ihre Augen blendet und der Regen, der ihr Gesicht ertränkt. Er spreizt ihre Beine und fingert sie heftig von hinten. »Is that what you want?«, schreit er sie an. »Yes, that´s exactly what I want.», stöhnt »Black«. D. schlägt sie mit der flachen Hand mehrmals auf den Hintern. »It´s Yes, Sir!« »YES, SIR!« brüllt »Black« zurück und lässt es mit Lust über sich ergehen. Dieses eine kleine Detail, »Yes, Sir«, turnt ihn unglaublich an, wenn sie es vergisst, rastet er aus, wenn er es aus ihr herausprügelt, wird sie es schon schaffen. Ein Schalter, den sie gelernt hat zu kontrollieren.

 

Er lässt sie breitbeinig im Regen stehen, halb nackt außer den Strapsen. Sie kann die Nässe durch die Strümpfe zu ihren Füßen spüren, dort auf dem kahlen Balkon mitten in Berlin. Er kommt wieder mit einer Lederpeitsche, an deren Enden Knoten eingedreht sind. Er schlägt auf sie ein, 2, 3, 4, 5-mal, bis ihre Haut sich teilweise ablöst, er greift ihre Titten, kneift in ihre Brustwarzen. »Black« kreischt heftig vor Schmerzen, er hält ihren Mund zu. Er führt ihr einen Vibrator abwechselnd, völlig unverhofft anal sowie vaginal ein. Er dreht sie um, zwingt sie auf die Knie. Er öffnet seine Hose und schiebt ihr sein erregtes Glied in den Mund. »Fill me!« waren ihre Worte, die sein Gedächtnis animieren und ihr so viel Lust verschaffen würden. Ihr Make-up ist verschmiert, Tränen rollen über ihr Gesicht. Die Atmosphäre auf diesem Balkon ist unbeschreiblich, Minuten werden zu Stunden. Die Zeit bleibt stehen. Erneut dreht er sie um und beugt sie über das schmale Geländer. Er geht hinter ihr auf die Knie, fingert und leckt sie abwechselnd. Der Regen fühlt sich warm an, D. schenkt ihr mehr als sie erwartet. Blut läuft über seine nassen Finger, er trinkt ihren lieblichen Saft mit Genuss. Er streift über ihre offenen Wunden an ihrem zarten Po, er streichelt ihre zitternden Oberschenkel, er greift unter die nasse Textur ihrer Strümpfe, er kann sie nur besitzen, wenn sie nicht mitmacht, wird er sie nie wieder begehren. Er bringt sie zum Kommen, er weiß, wie es geht. »Black« will immer mehr, selbst die Wunden die ihn zum Aufhören ermutigen, reichen nicht mehr. »What are we doing here? Look at you, for fuck´s sake!«, D. lässt »Black«, die mittlerweile erschöpft auf dem Boden sitzt, im Regen zurück. Er legt ihre Sachen in den Flur, ohne ein weiteres Wort schließt er die Tür zum Wohnzimmer. Die Eingangstür ist weit geöffnet.

Der Mann und »Black« sitzen auf der Bank, er zündet ihr und sich eine Zigarette an. D. hat sie aus seinem Apartment geworfen, nachdem sie nach mehr Schmerz und Liebe verlangt hat. Er würde es niemals schaffen sie zu befriedigen, so wie sie es sich wünscht. Also blieb ihm keine andere Wahl. »Black« weiß, dass diese Situation nur schwer zu erklären ist und sie kann es in diesem Augenblick selbst noch nicht verstehen. Es würde ein paar Monate dauern, bis sie den Schmerz von Ablehnung überwinden würde und sie ihre eigene Motivation objektiv reflektieren kann. In dieser Nacht bleibt ihr zumindest die stille Gesellschaft von einem Mann, der nachgefragt hat und Verständnis schenkt. Unter seinem Regenschirm rauchen sie schweigend eine Zigarette, Regentropfen prasseln an ihren vorbei. So verweilen sie.