Lena’s Plan vom Glück

 

 

 

Suite A: Lena schaut sich um, sie streift mit ihren Fingerspitzen an den beigefarbenen Gardinen entlang und blickt über den französischen Balkon dahinter. Sie geht ins Badezimmer und duscht sich. Danach schließt sie die Gardinen und legt ein Handtuch auf das Bett. Sie setzt sich im Bademantel auf das Handtuch. Es klopft an der Tür, sie steht auf. Ein Mann tritt herein. Sie schauen sich an. Er greift mit seinen abgeknabberten Fingerkuppen unter Lena’s Bademantel. Sie schauen sich weiterhin an, ohne sich zu kennen, ohne wirklich zu wissen, was der andere mag, wie der andere ist, Fremde, Stille. Er massiert ihre weichen Schamlippen, er dringt mit seinen Fingern in sie ein und wieder aus. Er reibt den Saft über ihren Mund. Lena legt sich nackt auf das Handtuch, welches sie über das Bettlaken ausgelegt hat. Der Mann beugt sich über sie. Er ist völlig bekleidet. Er spreizt mit seinen Beinen ihre Oberschenkel und wiederholt den Vorgang. Er taucht mit seinen abgeknabberten Fingerkuppen in sie ein und aus. Er massiert ihre weichen Schamlippen. Er reibt den Saft über ihr Gesicht und schnüffelt an ihr wie ein Tier.

 

Suite B: Lena putzt sich die Zähne in dem modernen Designbadezimmer und betrachtet dabei ihr Spiegelbild. Sie drapiert den Fellvorleger vor das Bett. Sie legt sich bäuchlings auf den Fellvorleger. Sie streichelt mit ihren Fingerspitzen über das Fell, sie schiebt ihre Fingernägel darunter, sie mag das Gefühl dieser flauschigen Textur. Ein Mann kommt von hinten und legt sich langsam auf Lena’s nackten Körper. Er ist dick und sehr stark behaart, fast so flauschig wie der Fellvorleger. Er dringt in sie ein. Lena spürt seine haarige Brust auf ihrem Rücken, auf ihrem Po, zwischen ihren Beinen und fühlt sich eingehüllt, wohlig in einer weichen Textur aus Fell und Haaren. Nach dem Geschlechtsverkehr liegen sie noch eine Weile auf dem spermabefleckten Vorleger. Er liegt mit dem Rücken zu ihr, Lena betrachtet seinen pelzigen Rücken. Noch nie hat sie einen so stark behaarten Mann gesehen. Sie streichelt seine schwarzen Strähnen und flechtet daraus einen Zopf. Sie dreht seinen Arm, legt ihn sich über ihre Brust mit einem friedvollen Schmunzeln im Gesicht.

 

Suite C: Lena rückt einen cremefarbenen Sessel an das Bettende und legt ein Kissen davor. Nackt setzt sie sich auf den Sessel und spreizt weit ihre Beine. Ein alter Mann kniet sich auf das Kissen zwischen ihre Beine und fängt an ihre Scheide zu lecken. Seine Haut ist verschrumpelt, trocken. Lena streift mit ihren Fingern über seinen Rücken, während er ihre Klitoris mit seiner Zunge massiert und ihre Schamlippen küsst. Sie verspürt Risse, Unebenheiten, Trockenheit. Ihre Haut würde bald auch verdursten, Stück für Stück verrotten. Wer würde sie dann noch lieben? Wer würde sie dann noch begehren, mit ihr schlafen wollen, sie streicheln, liebkosen? Sie übermannt ein Gefühl von Glückseligkeit, als der alte Mann sie zum Höhepunkt bringt. Nachdem er die Suite verlassen hat, stellt Lena den Sessel wieder an seinen ursprünglichen Platz und legt das Kissen auf das Bett. Anschließend nimmt sie ein heißes Schaumbad.

 

Apartment 12: Lena kommt nach Hause. Zu Hause erwartet sie ein attraktiver Ehemann und zwei Kinder. Respekt und Wertschätzung verbinden Lena und Mike seit über 15 Jahren. Lena ist Mitte 40, eine wunderschöne und erfolgreiche Frau. Sie könnte sich nicht wohler fühlen, nicht erfüllter sein in ihrer Familie, eine Familie, die sie sich so sehr gewünscht hat. Wenn sie mit Mike schläft, ist es anders, es ist liebevoll, dennoch leidenschaftlich, nie hat abnehmende Begierde eine Rolle in ihrem Eheleben gespielt. Wenn sie sich mit anderen Männern trifft, spürt sie vor allem einen gewissen Hunger, eine tiefe Sehnsucht nach bestimmten körperlichen Eigenschaften, Details, die sich dem typischen Schönheitsideal entsagen, Details, die sie ganz genau wahrnehmen möchte. So wie der behaarte Mann, der alte Mann und der Mann mit den abgeknabberten Fingernägeln. Sie hat sich diese Männer ausgesucht. Für Lena ist es keine Frage von Glück, sie ist mehr als zufrieden in ihrer Ehe mit Mike und den gemeinsamen Kindern. Ihre Entscheidung Apartments zu mieten, Männer zu treffen, sich diesen sexuell auszuliefern, haben für sie nichts mit Betrug zu tun, sie folgt ihrem natürlichen Instinkt, ohne zu hinterfragen, wie sich Mike damit fühlen würde. Niemals würde sie ihn verlassen, sie liebt ihn und er ist ihr Zuhause. Diese Neigungen zu erklären fällt ihr schwer, sie gibt sich dem triebhaften Verlangen hin.

Die Nächte werden einsamer, nachdem Lena ihre sexuellen Erlebnisse gebeichtet hat. Offenheit war immer wichtig in ihrer Beziehung, deshalb fühlte sie sich irgendwann dazu berufen ihm die Dinge mitzuteilen. Sie erklärte ihm die Sachlage, völlig nüchtern und er hörte ihr zu. Mike kann sie nicht ganz verstehen, er versucht seine Frau zu erkennen, immer wieder bringt er sich an die Orte, die sie ihm selbst gezeigt hat, die Apartments mit den dazugehörigen Fantasien. Er sieht Lena in all diesen Abartigkeiten, den Männern, die dick, behaart und alt sind. Lena kann sich nicht erklären, sie kann nur bei ihm sein im Hier und Jetzt. Er liegt an ihrer nackten Brust, viele unbeantwortete Fragen geistern durch seinen Kopf. Lena streichelt liebevoll sein Haar und denkt sich: »Im Moment ist das alles, was ich zum Glücklichsein brauche.«