Erregende Worte für ein Happy End

 

»Dirty Talk«, eine Kunst, die nicht jedermann beherrscht und die auch nicht für jedermann geeignet ist. Wer allerdings einmal auf den Geschmack gekommen ist, weiß den betörenden Effekt zu schätzen. Für mich sind Worte, die den Geist erregen ausschlaggebend, denn nur so komme ich zum Orgasmus. Ob diese dabei nun ausgesprochen werden oder nur in meinem Kopf stattfinden, spielt eigentlich keine Rolle. Selbst beim Masturbieren stelle ich mir vor, wie die Person, die mich gerade begeistert, etwas zu mir sagt, während sie mir zusieht. Komischerweise denke ich dann immer Englisch, englischer Dirty Talk hat sich einfach in mein Gehirn eingebrannt und existiert in der deutschen Sprache nicht. Dennoch können die gewählten Worte, ob deutsch oder englisch immense Bedeutung haben.

Mach ich alles richtig, erfüllen sich meine tiefsten Sehnsüchte, allerdings kann nur eine falsch gewählte Nuance im Tonfall, im Wortlaut alles zerstören und die Nummer ist gelaufen. Wie bringe ich also meinen Partner mit »Dirty Talk« zum Höhepunkt?

 

1. Offenheit

Wer nicht offen über Sex spricht, wird auch mit »Dirty Talk« seine Schwierigkeiten haben. Das gilt immer und überall: Themen wollen offen angesprochen werden. Selbst im 21. Jahrhundert werden die Karten immer noch nicht auf den Tisch gelegt und die Devise: »Schweigen ist Gold, Reden ist Silber«, bricht so manche Offenbarungen, die dann im Nirvana verschwindet. Sex ist natürlich, Sex gehört zu unserem Alltag wie essen und schlafen und dennoch wird dieses Thema nur flüsternd kommuniziert. Raus mit der Sprache, raus mit den Gefühlen, den unerfüllten Fantasien, damit beginnt eine neue Reise und wer mutig genug ist, wird diesen Weg zu schätzen wissen, auch wenn dabei manch gut geglaubter Freund auf der Strecke bleibt. Das ist der Anfang, der jedes Leben bereichern wird, wenn ich diesen Anfang gewagt habe, werde ich auch in sexueller Hinsicht offener. Ich rede mit meinem Körper, ich weiß was ihm gefällt und das möchte ich teilen. Außerdem lerne ich so meinen Partner besser kennen, welche Stellen seines Körpers wie gestreichelt werden wollen, was ich sage, wenn ich seine Leisten streichle und flüstere: »Gefällt dir das?«.

Die Zeit des Schweigens ist vorbei, zumindest in deutschen Betten. Traut euch, probiert es aus und beginnt mit zarten Worten, Steigerung nach oben ist immer möglich.

 

2. Nicht was man sagt ist ausschlaggebend, sondern wie man es sagt

Meine Erfahrungen haben gezeigt, dass es tatsächlich nicht immer darauf ankommt, was man eigentlich sagt, sondern wie man sich ausdrückt. So können selbst harte Worte wie: »You dirty bitch», oder »I will fuck you hard«, von einem Mann, der Dominanz ausstrahlt, einen komplett um den Verstand bringen. Auf der anderen Seite gibt es da den Geliebten, der während eures Liebesspiels zärtlich zu verstehen gibt, das du die Einzige für ihn bist. Mit tiefen Blicken und den Worten: »You are mine«, oder »This is fucking special«, schmilzt du dahin. Ich erinnere mich an die Szene aus dem Film von Nymphomaniac, als Joe zu ihrem Geliebten sagte: »Fill all my holes«, diese Worte und die Art, wie sie es sagte, hat mich dermaßen angetörnt, dass ich mich manchmal selbst dabei ertappe, wie ich diese Worte benutze, in meinem Kopf beim Masturbieren oder tatsächlich laut ausgesprochen im aphrodisierenden Liebesrausch.

Sprache im Allgemeinen ist sehr sinnlich und kann viel bewirken, dabei denke ich an ein Date mit einem Franzosen. Bei diesem Akzent werden meine Knie immer noch weich. Als er mich fingerte und dabei meinen Körper beobachtete, fragte er mich »You like that?«, eigentlich eine indirekte Frage, denn außer Stöhnen und ein zartes »Yes«, blieb mir nicht viel übrig zu sagen. Ich flüsterte zu mir selbst: »I love your french accent, i love that so much.« Dann schnappte ich mir seinen Arm, küsste ihn, warf ihn aufs Bett und übernahm die Oberhand. Wir kamen zusammen, so heftig, so laut. Die Sprache war der Auslöser für meine, unsere Reaktion. Und zeitgleich dachte ich, er hätte eigentlich sagen können, was er wollte, all seine Worte hätten mich zum Höhepunkt gebracht.

Die Kombination aus Handlung und Sprache während des Liebesspiels fördert sehnsuchtsvolle Lustgefühle. Im Endeffekt ist es egal, was wir sagen, ausschlaggebend bleibt, wie wir es sagen.

 

3. Der Psychologiefaktor

Psychologisch gesehen bewirken Worte sowie einen Einblick gewähren, in meine oder die des Partners erotische Gedankenwelt, sehr viel. Dadurch werden Grenzen überschritten und der Horizont erweitert. Natürlich ist »Dirty Talk« kein Muss, wenn man einfach nicht der Typ dafür ist, aber wenn man schon immer mal solche Fantasien gehegt hat, sollte man diese aussprechen. Wenn man alles richtig macht, bietet diese Art der sexuellen Wahrnehmung einen wahren Kick und kann das Sexualverhalten enorm verbessern.

Also mein Tipp: Schaltet euer Kopfkino an, lasst den Gedanken freien Lauf, kommuniziert und taucht lustvoll in die Welt schmutziger Worte ein.