Die Kunst erotischer Fotografie

 

Um die kunstvolle Inszenierung nackter Körper zu beherrschen, die dabei vor allem einer gewissen Ästhetik folgt, ohne eine billige Richtung einzuschlagen, sollte man sich ein wenig mit der Thematik auseinandersetzen. Mit einer professionellen Kamera oder auch nur einem Handy ist zumindest jeder erst einmal in der Lage ästhetische Bilder von sich selbst sowie gemeinsam mit dem Partner zu machen. Ich habe mich diesem speziellen Thema schon vor einer Weile gewidmet. Mein natürlicher Instinkt folgte dem Bedürfnis sinnliche Fotografien von verschiedenen Menschen darzustellen, eine Masturbationsszene ebenso wie Paare beim Sex. Diese Werke sollen zum Nachdenken anregen, der Körper dient als Instrument, um Gefühle zu transportieren. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der diverse Plattformen es immer noch verbieten, Frauen in all ihrer Sinnlichkeit zu präsentieren und dabei verpflichten Brustwarzen sowie Schamhaare zu zensieren, die den Akt als solches als vulgär bezeichnen, wird von verschiedenen Seiten aus protestiert, natürlich auch von meiner.

Nur wenn man über das Thema Sexualität offen kommuniziert, kann das typische Schubladendenken langfristig in etwas Selbstverständliches verwandelt werden. Schließlich wollen wir uns alle auf irgendeine Weise mitteilen, uns frei fühlen, unseren Körper als etwas Besonderes betrachten, ein Meisterwerk, egal in welcher Form und Größe. So verarbeiten beispielsweise viele Frauen ihre Unsicherheiten mit Selbstporträts, um zum einen Bestätigung zu erhalten und zum anderen ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen.

 

Und damit komme ich direkt zum ersten Punkt. Wir verabschieden uns von gefakten Photoshop Modellen, die uns die Werbung tagtäglich suggeriert, wir wollen Natürlichkeit: Frauen sollen Frauen sein, ohne dabei in einen Magerwahn zu verfallen. Dies ist ein Appell an das eigene Selbstbewusstsein, welches durch Selbstporträts zusätzlich gestärkt werden kann.

Der eigene Körper ist ein Geschenk. Behandle ihn gut und du wirst sehen, dass gerade die Diversität zwischen den Menschen, ihrer rein physischen Beschaffenheit einen Sinn ergibt.  

1.Sinnlich versus Skinny Look 

Wenn ich fotografiere, möchte ich verschiedene Facetten zeigen. Es gibt nichts Schlimmeres, als sich nur einem Thema zu widmen und irgendwelchen Trends zu folgen.

Ja klar, schlank ist schön, aber was ist eigentlich aus dem Schönheitsideal der göttlichen Rubensfrauen von damals geworden? Mit breiten Hüften, runden Brüsten sowie einem prächtigen Hintern, wussten sie die Männer genau mit diesen entscheidenden Reizen um den Verstand zu bringen. All die historischen Malereien, die Skulpturen waren geprägt von verführerischer Weiblichkeit. Es kann doch nicht sein, das alle nur noch XS-Maße sehen wollen. Beides ist interessant, aber rundliche Kurven, die feminine Power ausstrahlen, dürfen in der Fotografie nicht fehlen.

Gerade, wenn ich mich in meinem Körper nicht 100% wohlfühle, weil er an der einen oder anderen Stelle vielleicht nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, lohnt es sich, sich selbst zu reflektieren und ein wenig mit der Kamera herumzuexperimentieren. Dadurch entdecke ich die wirklich schönen Facetten, an die ich nicht geglaubt habe. Nämlich die, die keinem 08/15-Schema folgen.

Ein Bild erzählt eine Geschichte und ich weiß, wie ich sie erzählen möchte. 

 

2.Bilder mit dem Partner

Fast jedes Paar möchte erotische Bilder von sich haben, allerdings überschreiten Aufnahmen während des Geschlechtsaktes eine neue Grenze. Als ich das Projekt startete, bei dem ich Paare genau so ablichten wollte, kam dazu auch nur wenig Feedback, umso mehr freute ich mich über diejenigen, die sich dazu bereit erklärten. Mit viel Vertrauen und Respekt kreierten wir etwas Einzigartiges. Natürlich ist es einfacher als Beobachter die Fotos zu machen, während die Paare sich völlig auf sich konzentrieren, aber man kann auch zusammen mit dem Partner geschmackvolle Bilder schießen, die stilvoll und anziehend wirken.

Wichtig ist vor allem, dass man sich beim Fotografieren aufs Wesentliche konzentriert. Such dir die kleinen Details heraus, die interessant sind, Detailbilder wirken immer aufregender. Pornografische Aufnahmen sind leicht gemacht, einfach die Beine spreizen und los geht’s. Ich will aber genau diese Banalität vermeiden und zeigen, das weniger mehr ist und den Reiz um ein tausendfaches vergrößert. So kann z.B. die Entblößung gut inszeniert weitaus interessanter wirken als ein einfaches Nacktbild. Inszenierung ist das A und O beim fotografieren. Aber auch die kann ganz einfach dargestellt werden, indem ich mir erstens beim Sex Zeit lasse und mir das Zusammenspiel ganz genau anschaue und zweitens den richtigen Moment abpasse.

Am besten die Kamera mit ins Bett nehmen und ausprobieren. Gerade wenn es eine Handykamera ist, können im Nachhinein unbeliebte Bilder einfach wieder gelöscht werden. Das ganze Leben ist ein Experiment, im Prinzip gibt es kein richtig oder falsch, wichtig ist, dass man sich traut, kommuniziert, dann kann so ein Erlebnis inspirierende Gefühle wecken. Und ganz wichtig dabei, immer auf Feinheiten konzentrieren: Eine Hand, die meinen Oberschenkel berührt, der Mund meines Partners in Ekstase oder sein / ihr Kopf zwischen meinen Beinen, das sind nur einige Details, die einem Foto Ästhetik schenken. 

3.Selbstporträts

Um Selbstporträts zu kreieren, braucht es vor allem eins, Zeit. Manchmal experimentiere ich auch in diese Richtung und kenne die harte Arbeit dahinter. Viele Aufnahmen landen im Papierkorb, manche frustrieren, weil ich mich anders wahrgenommen habe und einzelne sind außergewöhnlich reizvoll. Dabei gibt es viele Dinge, auf die man gleichzeitig achten muss, die Körperspannung, den passenden Gesichtsausdruck und die Atmosphäre. Wenn ich mit einer richtigen Kamera arbeite, habe ich 10 Sekunden Zeit um mich in Szene zu setzen, das ist eine echte Aufgabe. Der Betrachter sieht diese Anstrengung nicht und genau das ist die Kunst dahinter. Ich überlege mir ein Motiv, was ich darstellen möchte und springe ins Bild, ohne abgehetzt zu wirken.

 

Erotische Fotografie lebt vor allem von der Verborgenheit im Nichtwissen. Meint: Kleine Unschärfen, Details und Aktionsbilder versetzen den Zuschauer in eine andere Welt. Ein Foto, das zum Nachdenken anregt, ist letztendlich, was jeder gerne sehen möchte. Im Prinzip wie eine Geschichte, die das Ende offen lässt, es gibt doch nichts Aufregenderes, als sich seiner eigenen Fantasie hinzugeben, um diese Geschichte selbst zu Ende zu erzählen. Und genauso hat jeder Körper, jedes Gesicht, jede Unebenheit, jede Narbe eine eigene Geschichte zu erzählen und ist dabei einfach nur wunderschön.